Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung und betrifft die Schilddrüse. Nach und nach zerstört dabei das eigene Immunsystem das Gewebe dieses lebenswichtigen Organs. Dadurch ergeben sich diverse Unannehmlichkeiten und auch handfeste gesundheitliche Probleme. In diesem Artikel möchte ich Dir nahe bringen, welche Medikament meiner Meinung nach am besten bei dieser vielseitigen Krankheit helfen.
Was ich Dir überhaupt erzählen darf
Gleich am Anfang möchte ich aufklären, wofür dieser Beitrag gedacht ist: Ich darf keine individuellen gesundheitlichen Therapien empfehlen. Somit darf ich Dir auch keine individuellen Medikamente oder entsprechende Dosierungen “verschreiben”. Dafür ist Dein Arzt, Deine Ärztin oder Dein Therapeut, Deine Therapeutin zuständig.
Dieser Beitrag kann Dir aber trotzdem helfen, denn ich gebe hier allgemeine Tipps und vermittle generelles Wissen. Hierfür habe ich die rechtlichen Möglichkeiten.
Du nutzt also meine Beiträge – und insbesondere diesen hier – am besten für Deinen eigenen Wissenszuwachs. Spezielle und persönliche medizinische Fragestellungen besprichst Du mit Deinem medizinischen Expertenteam. Dafür kannst Du gerne diesen Artikel hier ausdrucken und zu Deinem nächsten Arzttermin mitnehmen.
Hashimoto ist keine Erkrankung der Schilddrüse
Bei einer Hashimoto-Thyreoditis ist die Schilddrüse betroffen, aber im Prinzip handelt es sich nicht um eine Erkrankung der Schilddrüse. Wie kann das sein?
Nun, in erster Linie ist die Hashimoto eine Autoimmunerkrankung. Und wie dieser Begriff schon vermuten lässt, ist das eine Problematik des Immunsystems. Es ist sozusagen fehlgeleitet und attackiert körpereigene Organe, Geweben und Strukturen, obwohl diese eigentlich vom Immunsystem geschützt werden sollten.
Warum bei der Einen die Schilddrüse betroffen ist und bei anderen ganz unterschiedliche Teile unseres Körpers, ist meines Wissens noch nicht richtig verstanden. Eventuell spielt eine genetische Prädisposition eine Rolle…
Bei Hashimoto ist also die Schilddrüse das Opfer von irregeleiteten Aktivitäten des Immunsystems. Sie erfährt dadurch Entzündungen und wird durch die Angriffe immer kleiner. Sie selbst ist allerdings nicht der Grund für diese Entzündungen.
Aus meiner Sicht ist diese Einordnung sehr wichtig für den Umgang mit Hashimoto, denn es ergeben sich ein paar Schlussfolgerungen. Wenn die Schilddrüse nicht wirklich der Auslöser für Hashimoto ist, lohnt es sich, der wahren Ursache auf den Grund zu gehen. Außerdem hilft diese Ansichtsweise zu verstehen, dass einige Menschen mehrere Autoimmunerkrankungen in ihrem Körper “sammeln”. Im Prinzip besteht immer der gleiche Zusammenhang zum Immunsystem. Solange es nicht zur Ruhe kommt, ergibt sich ein höheres Risiko, dass weitere Organe Opfer von Angriffen des “erkrankten” Immunsystems werden.
Ursächliche Behandlung von Hashimoto?
Die Ursache von Hashimoto liegt also nicht in der Schilddrüse sondern vielmehr im Immunsystem. Vielleicht ist es deswegen keine Überraschung, dass unsere Schulmedizin die Krankheit nicht ursächlich behandelt. Das kannst Du hier bei Wikipedia nachlesen.
Eine ursächliche Behandlung aber würde verschiedene Dinge erzielen:
- das Immunsystem beruhigen
- bestehende Entzündungen abbauen
- neue Entzündungen verhindern
Lass’ uns diese generellen Aussagen weiter vertiefen.
Immunsystem beruhigen, Entzündungen abbauen und verhindern
Der größte Teil unseres Immunsystems wird im Darm verortet. Das liegt daran, dass in der Darmschleimhaut des Dünndarms eine große Anzahl von Lymphfollikeln angesiedelt sind. Lymphfollikel sind kugelförmige Ansammlungen von B-Lymphozyten. Genau hier in diesen “Kugeln” findet die Differenzierung und Vermehrung von B-Lymphozyten statt.
Die B-Lymphozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen. Das heißt, es handelt sich um menschliche Abwehrzellen. Die B-Lymphozyten bilden Antikörper je nach Bedarf, also wenn Schadstoffe, Viren oder Bakterien im Körper eintreffen und vom Immunsystem als störend eingeordnet wurden. Im Fall von Hashimoto bilden die B-Lymphozyten allerdings auch Antikörper gegen das Schilddrüsengewebe.
Kehren wir zum Darm zurück: die “Kugeln”, die ich oben erwähnte, werden auch Peyer-Plaques (nach ihrem Entdecker J. C. Peyer) genannt. Zwischen 70 und 80 Prozent aller Antikörper produzierende Zellen befinden sich in diesen Plaques. Deswegen spielt der Darm und sein Zustand so eine herausragende Rolle für unsere Gesundheit. Gerade bei der Behandlung und Prävention von Autoimmunerkrankungen.
Wenn wir den Darm unterstützen und auch unsere Verdauung verbessern, unternehmen wir einen großen Schritt, das Immunsystem zu beruhigen. Die Schleimhäute des Darms haben von allen Schleimhäuten unseres Körpers den intensivsten Kontakt zur Außenwelt. Denn alles, was sich im Darm befindet, ist gewissermaßen nicht richtig in unserem Körper. Über die Darmschleimhaut werden Nährstoffe aufgenommen und stehen dann unserem Organismus für die vielfältigsten Aufgaben zur Verfügung.
Alle Dinge, die wir essen, stellen also einen Kontakt zwischen unserer Umwelt und unserem Immunsystem dar. Tatsächlich kann unsere Nahrung einen erheblichen Anteil dazu beitragen, in welchem Zustand sich unser Darm befindet. Und hier setze ich an, um das Immunsystem zu beruhigen.
Bestimmte Lebensmittel rufen das übermäßig Immunsystem auf den Plan und tragen dazu bei, es zu überlasten. Zu diesen Lebensmitteln gehören ganz vornedran glutenhaltige Dinge. Du tust Dir, Deinem Darm und Deinem Immunsystem einen riesengroßen Gefallen, wenn Du Gluten aus Deiner Ernährung ausschließt. Gib’ Deinem Darm die Chance, zu heilen! Mehr dazu liest Du in meinem Leaky-Gut-Artikel.
Desweiteren ist es so, dass ein gesunder Darm den ganzen Körper entlastet. Denn die Schleimhaut eines gesunden Dünndarmes hält schädliche Stoffe von unserem Organismus fern und kann zuverlässig entscheiden, was Zugang bekommen soll und was nicht. Zum Beispiel lebenswichtige Nährstoffe, Mineralien und Vitamine. Mithilfe einer gesunden Darmschleimhaut kommen nicht mehr jeden Tag und zu jeder Mahlzeit neue Störenfriede in uns hinein.
Jetzt bekommt der Körper den Freiraum, sich um Entzündungen im Organismus zu kümmern. Er verfügt über enorme Selbstheilungskräfte, wenn man ihn lässt. Ganz konkret wird durch das Verhindern des Zustroms von Schadstoffen die Leber entlastet. Sie spielt eine außerordentliche Rolle im Abbau von Entzündungen.
Die dritte Komponente ist das Verhindern von Entzündungen. Das erreichst Du am besten, indem Du Dich “darmfreundlich” verhältst. Hier gelten im Prinzip die gleichen Hinweis wie für das Besänftigen des Immunsystems. Zusätzlich kannst Du Deine Ernährung anders ausrichten: weg von Dingen, die wenige Nährstoffe enthalten hin zu jenen, die “nährstoffdicht” sind. Dazu schreibe ich mehr in zukünftigen Beiträgen. Denn die vielfältigen Nährstoffe helfen Dir und Deinem Körper, einen gesunden Umgang mit Entzündungen zu entwickeln.
Was Dein Arzt bei Hashimoto machen sollte
Ärzte agieren nicht in einem “luftleeren Raum”. Sie haben ein umfangreiches Studium hinter sich und müssen sich danach an diverse Richtlinien halten. Dies sind gesetzliche Vorgaben, die von den Medizinern eingefordert werden. Dann gibt es noch sogenannte Leitlinien in der medizinischen Praxis. Sie sind weitaus konkreter als die Richtlinien und stellen im Unterschied zu ihnen keine gesetzlichen Forderungen dar. Es sind vielmehr Handlungsempfehlungen, anwendbar für spezifische Gesundheitsprobleme.
Die allermeisten Ärzte halten sich bei der Behandlung von Hashimoto an die offiziellen Leitlinien. Eine Leitlinie zur Autoimmunthyreoditis (Hashimoto-Thyreoiditis) habe ich nicht gefunden, wohl aber zu einem erhöhten TSH-Wert.1 Der erhöhte TSH-Wert ist ein häufiges Begleitsymptom einer Schilddrüsenunterfunktion (und die Unterfunktion ist eine ganz typische Folge von Hashimoto). Die Therapie einer solchen Schilddrüsenunterfunktion sieht lediglich vor, die fehlenden Schilddrüsenhormone durch Gaben von Levothyroxin (L-Thyroxin) auszugleichen.2 Dabei beschreibt die Leitlinie durchaus, dass die Hormondosis langsam eingschlichen werden sollte, um Komplikationen mit dem Herz-Kreislauf-System zu vermeiden. Denn die Schilddrüse beziehungsweise deren Steuerung reagiert recht langsam auf den künstlichen Ausgleich.
Zu zusätzlichen Ergänzungen, beispielsweise durch Mineralien oder Spurenelemente gibt es keine abschließende Erklärung in den Leitlinien. Offiziell liegen derzeit keine Beweise vor, dass die additive Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln, beispielsweise Selen oder Jod, bei der Therapie der Hashimoto-Thyreoiditis einen zusätzlichen Nutzen hat. Außerdem solle “übermäßiger Jodkonsum” bei diesem Krankheitsbild vermieden werden.3
Auf die grundsätzliche Problematik der autoimmunen Zerstörung der Schilddrüse hat die Schulmedizin heute leider keine Antwort. Die gänge Therapie kannst Du eher als Schadensbegrenzung betrachten. Sie kümmert sich nicht um die Beruhigung des Immunsystems, um das Eindämmen oder auch das Vermeiden bestehender und zukünftiger Entzündungen.
Ärzte und Therapeuten aus dem naturheilkundlichen Umfeld sehen das mitunter etwas differenzierter.
Was fehlt, wenn die Schilddrüse fehlt?
Die konservative Therapie behandelt die fehlenden Schilddrüsenhormone mit Levothyroxin-Gaben. Das sind im Prinzip synthetisch hergestellte Hormone, die identisch sind mit den körpereigenen Schilddrüsenhormonen T4. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die menschliche Schilddrüse nicht nur T4 herstellt, sondern noch weitere Hormone wie zum Beispiel T1, T2, T3 und Calcitonin. Alle diese Dinge werden nicht mehr oder nicht mehr in ausreichenden Mengen produziert, wenn die Schilddrüse durch das eigene Immunsystem zerstört wird.
Mit der “normalen” L-Thyroxin-Gabe erhalten die Betroffenen nur das Hormon T4. Es ist das sogenannte Speicherhormon und gelangt über den Blutweg in den ganzen Körper. T4 kann an verschiedenen Stellen in seine aktive Form überführt werden. Die aktivierende Wirkung von T4 selbst auf den Stoffwechsel ist gering.4
Wenn die “Speicher-Version” der Schilddrüsenhormone T4 aktiviert wird, ergibt sich daraus T3. Laut Wissenschaftlern der renommierten Mayo-Klinik ist T3 das stärkste Schilddrüsenhormon.5 Wobei die Schilddrüse einen sehr kleinen Teil davon selbst produziert und der Rest der Umwandlung im Körper statt findet, zum Beispiel in der Leber oder auch mithilfe unserer Darmbakterien.4 In der üblichen L-Thyroxin-Medikation ist kein bisschen T3 enthalten. Das mag vielleicht für die Menschen nicht relevant sein, die eine gut funktionierende Leber sowie einen gesunden Darm haben. Leider ist es bei vielen Hashimoto-Betroffenen nicht so. Ihnen fehlt dadurch in vielen Fällen das stoffwechsel-aktive Hormon.
T3 und T4 in Kombination
Die Schilddrüse selbst produziert also gar nicht viel T3, aber unser Körper benötigt es für sämtliche Vorgänge des Stoffwechsels. Wenn die Umwandlung nicht oder nur ungenügend funktioniert, kann man mit Kombinationspräparaten, die T4 gemeinsam mit T3 liefern, den Mangel ausgleichen.
Die Idee ist, dass unser Körper über ausgefeilte Mechanismen registriert, dass genügend T3 und T4 im Blut zur Verfügung steht. So muss die Schilddrüse nicht noch mehr “angefeuert” werden, immer mehr zu produzieren. Schlussendlich kann damit die Schilddrüse entlastet werden.
Trotzdem: mit T3 und T4 in Tablettenform haben wir immer noch nicht das gesamte Spektrum der gesunden Schilddrüse eines Menschen abgebildet.
Neben T3 sind auch die anderen weiter oben genannten Hormone T1, T2 und Calcitonin höchstwahrscheinlich im Mangel, wenn Menschen Hashimoto haben. Eine Lösung könnten natürliche Schilddrüsen-Extrakte darstellen.
Sind natürliche Schilddrüsen-Extrakte die bessere Wahl?
Mittlerweile gibt es verschreibungspflichtige Medikamente, die aus gefriergetrockneten Schilddrüsen von Schwein, Rind, Pferd oder Schaf angefertigt werden. Sie werden – nach ihrer englischen Bezeichnung “Natural Desiccated Thyroid” – auch mit NDT abgekürzt und liefern die hormonell wirksamen Bestandteile T1, T2, T3, T4 und Calcitonin. Von manchen Menschen werden diese Schilddrüsen-Extrakte besser vertragen als die synthetisch hergestellten Medikamente. Das kann damit zusammen hängen, dass es durchaus Unverträglichkeiten gegen synthetische Hormone gibt. Diese äußern sich unter anderem durch Magenprobleme oder auch Übelkeit. In solchen Fällen können natürliche Schilddrüsenextrakte eine verträgliche Alternative darstellen.6
Ein ganzer Blumenstrauß an Möglichkeiten
Die besten “Medikamente” bei Hashimoto sind ganz vielfältig. Oft gehen sie auch über konventionelle Behandlungsempfehlungen hinaus.
Du siehst aus meinem Text, dass die Hashimoto-Thyreoiditis eine vielschichte Erkrankung darstellt. Es lohnt sicher meiner Meinung nach auch, sie über eine ganzheitliche Herangehensweise zu behandeln. Wenn Du Deine Auslöser für das außer Kontrolle geratene Immunsystem erkennst und in Zukunft vermeidest, bist Du einer Besserung Deines Wohlbefindens ganz dicht auf den Fersen.
Was die verschiedenen hormonellen Ausgleichs-Möglichkeiten angeht, empfehle ich Dir, eine versierte Therapeutin oder einen versierten Therapeuten zu befragen. Sie werden Dir helfen, die für Dich passende Medikation zu finden. Du kannst aufgrund der “Schwerfälligkeit” der Schilddrüse damit rechnen, dass es einige Wochen und Monate dauern wird, bis Du eine deutliche Besserung bemerkst.
Finde Deine Auslöser mit meiner Hashimoto-Checkliste
Ich habe oben viel über Auslöser für ein “aufgeregtes” Immunsystem geschrieben. Oft sind diese Auslöser auch diejenigen, die uns müde und dick machen.
Erfahre mehr darüber mit meiner gratis Hashimoto-Checkliste! Hier habe ich die fünf wichtigsten und alltäglichen Dinge beschrieben, die bei Hashimoto einen Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden haben. Vielleicht erkennst Du darin ein paar Anregungen für Deine eigene Reise zu mehr Lebensfreude?
1 Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. – DEGAM 2020. Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis.
2 Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. – DEGAM 2020. Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis. 19
3 Auch über die Gabe von Jod gibt es differenziertere Meinungen als die offiziellen Leitlinien. Ich empfehle dazu das Buch “Jod – Schlüssel zur Gesundheit” von Kyra Kauffmann.
4 Dr. Simone Koch. T2 – die 13. Fee der Schilddrüsenhormone.
5 Mayo Clinic Laboratories. Test ID: T3 – T3 (Triiodothyronine), Total, Serum.
6 Kristine Fredriksson 2019. Wissenswertes über natürliches Schilddrüsenextrakt (NDT) – auch für den Arzt.
Foto: bruce mars @ Unsplash
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Franziska hat sich auf die Bedürfnisse von Menschen mit Autoimmunerkrankung(en) spezialisiert. Dabei richtet sie ihr Handeln an der menschlichen Natur aus: jeder Schritt zu "mehr Mensch" ist ein Schritt in Richtung gesteigerter menschlicher Gesundheit. Das bedeutet auch, durch gesunde Ernährung und Lebensweise Krankheiten möglichst gar nicht erst zuzulassen. Franziskas Artikel liefern nicht nur Wissen sondern auch Rezeptideen, denn sie ist durch ihre eigene gesundheitliche Reise zu einer kreativen Köchin geworden.
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