Stammen wir aus dem Wasser?
Am Anfang unserer (menschlichen) Evolution standen – lang, lang ist’s her – die Elemente Wasser und Salz. Damals kletterten wir nicht in Menschengestalt an Land sondern eher als fischähnliche Wesen, die wahrscheinlich auf der Suche nach einem neuen Lebensraum waren. Nach Millionen von Jahren und tausenden Generationen haben wir die Sehnsucht nach Wasser und dem damit verbundenen Salz nicht abgelegt. Einige Experten sind überzeugt davon, dass wir noch immer von unserer Verbindung zum Wasser und den dort auffindbaren Nährstoffen profitieren. Wahrscheinlich habe unsere “nasse Vergangenheit” uns erst dazu gebracht, ein ungewöhnlich großes, ungewöhnlich leistungsfähiges und ungewöhnlich energiezehrendes Gehirn zu entwickeln.1 Wir bestehen heute aus menschlichen 60 oder 70 Prozent Wasser (lesen Sie dazu auch meinen Artikel hier), zu finden im Blutplasma sowie außerhalb und innerhalb unserer Zellen (extrazelluläres und intrazelluläres Wasser). Dabei handelt es sich nicht um einfaches Wasser, sondern um salziges Wasser. In unserem Körper tragen wir eine etwa 1-prozentige Salzlösung Tag für Tag mit uns herum.
Foto: Genuss und Glück, Mickley
Wozu brauchen wir das ganze Salz?
Als Mathe-Fan habe ich Ihnen eine kleine Rechnung mitgebracht: Eine 40-jährige Frau mit etwa 60 Kilogramm Körpergewicht besteht – bei circa 60 % Wasseranteil – aus etwa 36 Kilogramm Wasser. Ein Prozent davon ist angeblich Salz. Das wären dann 360 Gramm. Allerdings wäre für die gleiche Person eine Menge von 30 bis 60 Gramm Salz auf einmal eingenommen tatsächlich tödlich, da ein Zuviel beim Salz genauso schädlich ist wie ein Zuwenig. Hier wird einmal mehr deutlich, wie sehr wir uns auf unser Körpergefühl verlassen können, zumindest beim Salz: wem schmecken schon drei bis vier Esslöffel Salz auf einmal?
Natürliches Salz – so wie wir es uns für das Urmeer vorstellen – besteht aus verschiedenen Mineralien. Die mengenmäßig häufigsten Vertreter sind dabei Natrium und Chlorid. In geringen Mengen finden sich im Salz auch Kalium, Calcium, Magnesium und viele andere Spurenelemente. In unserem Körper sind genau diese Mineralien auch vorhanden, gelöst im Körperwasser. Hier sprechen wir von sogenannten Ionen. Diese Mineral-Ionen sind in unserem Organismus unterschiedlich verteilt und unter anderem für die Reiz-Weiterleitung verantwortlich. Auch der sogenannte osmotische Druck – zuständig für den Wasser- und Stofftransport im Körper – entsteht durch die unterschiedliche Ionenverteilung.
Müssen wir Salz zuführen?
Durch unsere ganz normalen Körperfunktionen scheiden wir täglich eine gewisse Menge Salz aus. Dies passiert beispielsweise über den Urin und den Schweiß. Für ein gesundes Leben ist unser Körper auf ein Gleichgewicht der Mineralien angewiesen. Deswegen füllen wir diese Verluste tagtäglich auf. Unsere menschlichen Vorfahren versorgten sich über salzigen Fisch oder das Meerwasser direkt mit Salz. Die Artgenossen, die weiter weg vom Meer wohnten, aßen Blätter, Wildpflanzen, Kräuter und Wurzeln, die um ein Vielfaches mineralstoffreicher sind als das heutige Kulturgemüse. Manche Urzeitmenschen aßen auch Eier, blutiges Fleisch und Innereien, die von Natur aus salzig sind und so Mineralien liefern.
Eine wirklich natürliche Ernährung liefert also genug Salz. Aber wer lebt heute schon natürlich? Ich meine, wer hat die Zeit, sich tagtäglich mit wilden Pflanzen, blutigem Fleisch oder Innereien einzudecken… und wem schmeckt das? Das moderne Leben bringt uns dazu, Lebensmittel im Supermarkt einzukaufen. Selbst die Produkte aus dem Biomarkt sind nicht so salzig wie diejenigen aus der ungezähmten Natur.
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Wir sind auf die Salzzufuhr von außen angewiesen.
Wieviel Salz brauchen wir?
Machen wir uns klar, dass der Salzbedarf sehr stark schwankt und sich – ähnlich wie der Wasserbedarf – nach Klimazone und körperlicher Belastung ausrichtet. Als Orientierungswert gilt ein täglicher Salzbedarf von drei bis fünf Gramm für einen durchschnittlich aktiven Menschen. Auf das Rechenbeispiel oben bezogen ersetzen wir damit täglich grob etwa ein Prozent der Salzmenge im Körper.
Bitte tun Sie sich einmal den Gefallen – ja, genau jetzt! – und suchen Sie in Ihrem Vorratsschrank nach einem verarbeiteten Lebensmittel, das Ihrer Meinung nach Salz enthalten müsste, zum Beispiel abgepacktes Brot oder Salzgebäck. Wir brauchen die Verpackung mit den Inhaltsangaben… Haben Sie etwas? Super!
Schauen Sie auf die dort verzeichnete Nährwertanalyse und suchen Sie “Salz”. Oft wird nicht der Salz- sondern der Natriumgehalt angegeben. Errechnen Sie den Salzgehalt, indem Sie das enthaltene Natrium mit dem Faktor 2,5 multiplizieren. Beispielhaft habe ich einmal ein handelsübliches Salzgebäck nachgeschlagen und bin auf einen Anteil von 1,45 Gramm Natrium pro 100 Gramm Gebäck gestoßen. Nach unserer Rechnung enthalten 100 Gramm dieses Nahrungsmittels also 3,6 Gramm Salz, im Prinzip der Tagesbedarf für unsere Beispiel-Person. Was bedeutet das für die Salzzufuhr eines ganzen Tages? Richtig: wir nehmen mit verarbeiteten Nahrungsmitteln oft viel zu viel Salz zu uns.
Dies ist für mich ein weiterer Grund, Ihnen zu empfehlen, möglichst komplett auf verarbeitete Nahrungsmittel zu verzichten. Bereiten Sie Ihre Mahlzeiten selbst zu, wissen Sie ganz genau, wie viel Salz Sie verwenden und dass es nicht zu viel wird!
Die meisten Menschen wissen, dass zu viel Salz unserer Gesundheit schadet. Salzüberschuss begünstigt Bluthochdruck, Osteoporose und sogar Krebs (über die heutzutage oft enthaltenen Zusatzstoffe).
Welches Salz gehört in die gesunde Küche?
Zur modernen menschlichen Ernährung gehören das Meersalz, das Steinsalz und das Kochsalz.
- Meersalz wird aus den heutigen Meeren gewonnen. “Fleur de Sel” ist ein besonderes Meersalz, das durch die Handarbeit, durch die es hergestellt wird, entsprechend kostbar ist und relativ teuer verkauft wird.
- Steinsalz stammt aus den Urmeer. Das Urmeer existierte vor vielen Millionen Jahren und trocknete im Laufe der Zeit aus. Das Urmeer-Salz gelangte durch Erdverschiebungen in Tiefen von bis zu 500 Metern, von wo es heute in Salzbergwerken abgebaut und zu Tage gefördert wird. Kristallsalz ist eine Art Steinsalz. Der Unterschied ist hier, dass bei der Entstehung von Kristallsalz teilweise sehr hoher Druck beteiligt war. Ganz besonders trifft das wohl auf Himalaya-Salz zu.
- Kochsalz hat viele Namen, die synonym verwendet werden: Speisesalz, Tafelsalz, Markensalz oder einfach nur Salz. Für die Herstellung von Kochsalz wird meist Steinsalz industriell verarbeitet. Diesen Vorgang nennt man auch Raffination. Im Ergebnis enthält Kochsalz fast nur noch (meist 99 %) Natriumchlorid.
Ich empfehle Steinsalz aus verschiedenen Gründen:
- Steinsalz ist frei von Umweltschadstoffen, die sich im heutigen Meer befinden. Diese Schadstoffe sind teilweise im Meersalz oder Fleur de Sel nachgewiesen.2
- Steinsalz (wie auch Meersalz) besteht zu etwa 97 Prozent aus Natriumchlorid. Die übrigen drei Prozent setzen sich aus anderen Mineralien (siehe oben) und Restfeuchte zusammen.
- Steinsalz ist hier heimisch. Ein gesundes Salz muss nicht unbedingt aus Asien nach Europa importiert werden.
- Steinsalz ist unraffiniert und naturbelassen.
- Steinsalz enthält keine Zusatzstoffe (achten Sie im Zweifel auf das Verpackungsetikett!). Verzichten Sie auf Antiklumpmittel oder Rieselhilfen, die oft aus Aluminiumverbindungen oder anderen unaussprechlichen Stoffen bestehen. Seit wann benötigen wir für eine menschliche Ernährung ein Wörterbuch?
- Steinsalz enthält keine Zusätze wie Jod, Fluorid oder Folsäure. Fluorid ist selbst laut Bundesinstitut für Risikobewertung für uns Menschen nicht lebensnotwendig.3 Da es relativ leicht zu einer Überdosierung kommt, sollten wir insgesamt (auch in unserer Zahnpasta) vorsichtig mit diesem Spurenelement umgehen. Die anderen beiden genannten Mikronährstoffe Folsäure und Jod sollten Sie eher über natürliche Lebensmittel oder hochwertige Nahrungsergänzungsmittel zuführen und nicht als Zusatz zum Salz aus dem Supermarkt.
Ich verwende übrigens am häufigsten das Steinsalz von Saldoro oder das Ursalz von Erntesegen.
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1 Anja Leitz 2016. Better Body, Better Brain. 17
2 NDR 14.01.2018. Fleur de Sel: Plastik in Meersalz nachgewiesen.
3 Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) 2005. Durchschnittlicher Fluoridgehalt in Trinkwasser ist in Deutschland niedrig.
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Franziska hat sich auf die Bedürfnisse von Menschen mit Autoimmunerkrankung(en) spezialisiert. Dabei richtet sie ihr Handeln an der menschlichen Natur aus: jeder Schritt zu "mehr Mensch" ist ein Schritt in Richtung gesteigerter menschlicher Gesundheit. Das bedeutet auch, durch gesunde Ernährung und Lebensweise Krankheiten möglichst gar nicht erst zuzulassen. Franziskas Artikel liefern nicht nur Wissen sondern auch Rezeptideen, denn sie ist durch ihre eigene gesundheitliche Reise zu einer kreativen Köchin geworden.
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