Einfache Bilder helfen uns, bestimmte Dinge leicht zu verinnerlichen, gerade bei der gesunden Ernährung. Sie nämlich fühlt sich oft schwierig an – so viele Regeln, die hier gelten! Toll, wenn Du die zahlreichen Richtlinien als Pyramide dargestellt bekommst, oder? Was wäre aber, wenn das ganze Modell Dein Wohlbefinden erst in Gefahr bringt?
Dieser Artikel liefert Dir die Begründung, warum Du die offiziellen Bilder besser zur Seite legst.
Alles ist so verwirrend!
Jetzt mal ehrlich: Mir läuft ein kleiner Schauder über den Rücken, wenn ich mir die Vorgaben der offiziellen deutschen (oder deutschsprachigen) Ernährungsgesellschaften anschaue. Und das liegt zuallererst gar nicht an den Details selbst, sondern an der schieren Menge und Komplexität. Gefühlt steige ich da nicht durch. Und ich bin jemand, die sich für Gesundheit, Wohlbefinden und gesunde Ernährung interessiert.
Zum Beispiel sollst Du sehr viel trinken, auch wenn Du gar nicht durstig bist. Da kannst Du Dich ja durch eine App auf dem Handy oder Computer erinnern lassen. Auch hast Du gehört, dass Kohlenhydrate im Übermaß Dich beim Abnehmen behindern, aber Du sollst wegen der Ballaststoffe schön viele Vollkornprodukte essen. Nach dem Verzehr von Milchprodukten geht es Dir “irgendwie nicht gut”, aber davon solltest Du jeden Tag reichlich verzehren. Zucker sollst Du auf jeden Fall einsparen, aber bei den Kohlenhydraten eher nicht. Fett ist bestimmt böse, oder? Denn sonst würde es nicht mengenmäßig weniger empfohlen werden als Süßigkeiten. Wie kocht man dann noch schmackhafte Mahlzeiten – ohne Zucker und ohne Fett? Da hast Du gehört, dies seien die Geschmacksträger schlechthin. Wie passt das alles zusammen?
Ich kann verstehen, dass manche Menschen regelrecht Angst bekommen, Dinge falsch zu machen. Wenn alles so schwierig ist, dann lohnt sich der Aufwand doch gar nicht, also kannst Du es gleich bleiben lassen, Dich gesund ernähren zu wollen! Oder?
Wie die Ernährungspyramide gebaut wurde
Die Ernährungspyramide ist der Versuch, dass Regierungsorganisationen uns Verbrauchern erklären, was wir essen sollen. Davor waren wir einfach nach unseren geschmacklichen Vorlieben und unserem Geldbeutel gegangen. Klar, dass das so nicht weiter ging. Denn in den siebziger Jahren – als die entsprechenden Regierungsaktivitäten erstmals anfingen – gab es wohl tatsächlich Unsicherheit in weiten Teilen der Bevölkerung, was am Essen gesund ist und was nötig ist, um gesund zu bleiben.
In den Vereinigten Staaten von Amerika war es übrigens die „USDA“, die das entsprechende Pyramidenkonzept für die Amerikaner erstmals ausarbeitete. USDA, das heißt United States Department of Agriculture, also US-Landwirtschaftsministerium. Es war nicht die US-amerikanische FDA (Food and Drug Authority), die für die Gewährleistung der Sicherheit von Lebens- und Arzneimitteln verantwortlich ist. Nein, die Ernährungspyramide – und jede Verfeinerung davon vorher und nachher – stammte direkt von der Agrarindustrie. Natürlich hat die Agrarindustrie nicht unbedingt das Wohl der Bevölkerung im Auge, aber sehr wohl das wirtschaftliche Gedeihen der Landwirtschaft!
Dem Vorbild der USA folgend veröffentlichten andere Länder in den folgenden Jahren teilweise angepasste Versionen der Ernährungspyramide des USDA. Für Deutschland tat das die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) auf Basis ihres seit den 1950ern existierenden Vollwertkost propagierenden Ernährungskreises.1
Die aktuellen Ernährungsempfehlungen der DGE kannst Du über diesen Link abrufen.
Das Problem mit der Ernährungspyramide
Obwohl die Lebensmittel und Lebensmittelgruppen der Pyramide in den dort aufgeführten Mengenverhältnissen die Landwirtschaft unterstützen, helfen sie leider uns Menschen biochemisch gesehen nicht optimal weiter. Fast alle Tipps dieser Pyramide sind für uns Menschen falsch. Komisch, dass diese Art der Darstellung genau dann aufkam, als die Gesundheit unserer Gesellschaft langsam aber sicher immer mehr unter die Räder geriet.
Im 20. Jahrhundert gab es einen rasanten Anstieg der Krebserkrankungen, wie die Grafiken auf dem hier verlinkten Artikel eindrucksvoll zeigen. Auch die Anzahl der an Diabetes Typ 2 Erkrankten steigt im selben Zeitraum massiv an.2 Die weltweite Prävalenz von Fettleibigkeit hat sich zwischen 1975 und 2016 nahezu verdreifacht.3
Hat dieser Anstieg von modernen Krankheiten möglicherweise etwas damit zu tun, dass wir uns genau so ernähren, wie es in den weltweiten Ernährungspyramiden vorgeschlagen wird?
Die Frage kann ich nicht zuverlässig beantworten. Ich weiß nur, dass sich die allermeisten Anbieter von Schulessen, Kindergartenessen und auch Mittagessen in betrieblichen Kantinen ganz genau an die offiziellen Vorgaben halten. Hier werden die meisten von uns täglich verköstigt.
Auch Lebensmittelampeln, die immer wieder in der Diskussion sind, um beim Einkauf im Supermarkt bestimmte Signale zu setzen, bewirken, dass wir Verbraucher uns gerne an die offiziellen Leitlinien von DGE & Co. halten.
Aus meiner Sicht ist es ganz klar falsch, wenn Du annimmst, das Befolgen der offiziellen Ernährungskonzepte würde Dir zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden verhelfen.
Ein Blick in unsere Geschichte
Uns Menschen gibt es schon sehr lange auf diesem Planeten. Mehrere Millionen Jahre. In dieser Zeit haben wir uns prächtig entwickelt. Wir sind sogar an die Spitze der Nahrungskette aufgestiegen.
Noch nicht sehr lange – bezogen auf die ganze Menschheitsgeschichte – betreiben wir Ackerbau und Viehzucht. Wenn das Agrar-Zeitalter ein Wimpernschlag für homo sapiens ist, was ist dann erst die Zeitspanne, in der uns Pyramiden zum Essen-Verstehen gezeigt werden?
Unsere Vorfahren kannten die meiste Zeit keine Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel Hashimoto, keine Fettleibigkeit, keine Herzerkrankungen, kein Diabetes, keinen Krebs. Sie aßen dabei einfach das, was ihnen vor den Speer kam oder was sie mit ihren eigenen Händen aufsammeln konnten.
Warum Getreide?
Das Getreide – mit seinen vielfältigen Arten – bekommt einen sehr prominenten Platz auf unserer modernen Pyramide. Ein Schelm, der da denkt, das hänge wohl damit zusammen, dass Getreide sich unheimlich gut industriell anbauen, ernten, transportieren, lagern und verarbeiten lassen kann. War hier die Agrarindustrie federführend?
Denn wir als Menschen haben niemals in unserer Vergangenheit so viel Getreide zu uns genommen, wie es uns heute empfohlen wird.
Ich möchte auch die Gelegenheit nicht verpassen, auf die “Nebenwirkungen” von übermäßigem Getreideverzehr hinzuweisen:
- Darmirritation durch Antinährstoffe
- erhöhtes Risiko der Insulinresistenz und Diabetes durch den höchsten Kohlenhydratanteil, den ein Lebensmittel liefern kann
- Mineralstoffmangel durch die Unfähigkeit der menschlichen Verdauung, die enthaltenen Mineralien wirklich zu verwenden.
Übrigens: die Begründung, dass wir Vollkorn-Produkte brauchen, um ausreichend Ballaststoffe zu uns zu nehmen, lasse ich nicht gelten. Für einen “Beweis” kannst Du einfach einmal eine Lebensmitteldatenbank befragen. Ich nehme gerne fddb.de. Hier ein paar Beispiele:
- 100g Vollkornbrot (ein ganz durchschnittliches) liefert 6,5g Ballaststoffe (siehe hier).
- 100g Hass-Avocado liefert 6,7g Ballaststoffe (siehe hier).
- 100g Rosenkohl liefert 4g Ballaststoffe (siehe hier).
Warum fettarme Milchprodukte?
Ein weiterer populärer Punkt auf der Pyramide sind Milchprodukte. Diese sollen uns anscheinend helfen, auf unsere benötigte Eiweißmenge zu kommen. Milchprodukte seien da besser als Fleisch. Und das beste sind wohl die fettarmen Milchprodukte. Ich frage mich, warum?
Denn Milchprodukte kennen wir Menschen in unserer Ernährung auch nur diesen berühmten Wimpernschlag lang. Erst die Viehzucht und die Sesshaftwerdung machte es uns möglich, regelmäßig Tiermilch zu uns zu nehmen.
Als wir damit anfingen, lebten wir übrigens sehr eng mit unseren Tieren zusammen und die Milch, die sie gaben, haben wir auch nur sehr schonend verarbeitet. Niemand hätte – so wie es heute üblich ist – die Milch in einer Fabrik in ihre Einzelbestandteile zerlegt, um fettarme Erzeugnisse zu erhalten. Milch, Butter, Käse, das alles hatte einen natürlichen (hohen) Fettgehalt…
Nur seit etwa sechzig Jahren werden fettarme Milchprodukte in den Himmel gelobt. Komisch, dass in der gleichen Zeit unsere Krankheiten nicht weniger wurden.
Tauche – wenn Du möchtest – hier einmal in die Auswirkungen von Milchprodukten auf Deine Gesundheit ein.
Von den Vorfahren lernen
Unsere menschlichen Vorfahren gaben Pflanzen in der Ernährung den Vorrang, oder Tieren. Beide “Lager” konnten sich prächtig entwickeln. Wahrscheinlich war keine der beiden Gruppen wirklich 100% pflanzlich oder 100% tierisch unterwegs, oder zumindest dürften das sehr seltene Beispiele gewesen sein.
Die wenigen Nahrungsmittel, die keiner unserer Vorfahren konsumierte (bis vor ein paar wenigen Hundert Jahren), waren Getreide, fettarme Milchprodukte, Zucker und verarbeitete Stärke. Wenn das keine Anleitung für eine wirklich gesunde Ernährung ist!
Meine Einschätzung der Ernährungspyramide
Lass Dich von der Ernährungspyramide nicht belügen!
Sie erzählt Dir, Du solltest mehr Stärke, mehr Milchprodukte, weniger Fett, weniger Gemüse und weniger Fleisch zu Dir nehmen. Die Getreidemengen – zum Beispiel als Brot, Cracker, Nudeln, Müsli und so weiter – sind wirklich zum Heulen. Die Prominenz der fettarmen Milchprodukte machen mit Sorge.
Gleichzeitig werden gesunde Fette und auch Salz verteufelt.
Fettarme und fettfreie Produkte werden Dir als die gesündesten Lebensmittel verkauft, während gesunde Fette einfach mit schädlichen Pflanzenölen zusammen geworfen werden.
Die Geschichte der Menschheit ist zum größten Teil eine Geschichte von Jägern und Sammlern oder auch Nomaden. Wir haben die ganze Zeit kein Getreide angebaut oder in bemerkenswerten Mengen verzehrt. Außerdem ist das heutige Getreide das Ergebnis von verschiedenen Züchtungsaktivitäten, die den Profit der Landwirtschaft und nicht die Gesundheit der Konsumenten betonten.
Wir homo sapiens haben immer die fettreichen Stücke vom Fleisch zuerst gegessen. Denn das entspricht unserer Natur.
Wer ist verantwortlich?
Stell Dir vor, Du wärest übergewichtig und Dein Arzt teilt Dir mit, Du solltest etwas Körperfett abbauen, um wieder in einen gesunden Bereich zu kommen. Es ist gar nicht unüblich, dass Du von diesem Experten für Gesundheit die Empfehlung bekommst, Deine Ernährung an der Ernährungspyramide auszurichten. Wenn Du das dann tust und das Abnehmen nicht funktioniert – auch nicht mit mehr Sport – , dann wirst Du wahrscheinlich Dir selbst und Deiner mangelnden Willenskraft die Schuld geben, dass Du immer und immer noch zunimmst.
Das ist die Normalität in unserern Arztpraxen.
Aber ich möchte, dass Du das nicht tust: Denn die Annahme, dass Du einfach “zu schwach” bist, ist schon falsch. Du hast einfach nicht die richtigen Informationen über eine gesunde Ernährung erhalten. Die Ernährungspyramide lügt!
Trotzdem bist natürlich Du selbst verantwortlich, jetzt das Ruder selbst in die Hand zu nehmen, Deine Ernährung wirklich gesund auszurichten und den Kurs auf mehr Wohlbefinden einzuschlagen.
Menschliche Ernährung
Ich selbst empfinde es als Bestrafung für meinen Körper, wenn ich ihn entsprechend der offiziellen Pyramide ernähre. Ich halte mich eher an meine Geschichte – an die menschliche Geschichte – und eifere meinen Vorfahren aus der Steinzeit nach.
Ist da manchmal auch eine außergewöhnliche Leckerei dabei? Na klar! So etwas hätten meine Vorfahren ja auch gemacht. Der verlassene Honigstock kam dem Steinzeitmenschen allerdings nicht dreimal täglich über den Weg.
Deine Auslöser für Müdigkeit und ständige Gewichtszunahme
Hast Du Dich bis jetzt eher an die offiziellen Ernährungspyramiden gehalten und fragst Dich, warum Du (als Hashimoto-Betroffene) trotzdem müde bist und immer weiter an Gewicht zunimmst? Dann kann das daran liegen, dass Getreide und Milchprodukte nicht das Richtige für Dich sind.
Für die meisten Hashimoto-Betroffenen sind das ganz typische Auslöser.
Ich habe ganz gewöhnliche Auslöser für Müdigkeit und stetige Gewichtszunahmen in meiner gratis Hashimoto-Checkliste gesammelt. Nimm dieses Geschenk von mir an und bekomme ein paar Anregungen für Deine eigene Reise zu mehr Lebensfreude. Lade Dir gleich meine Liste herunter!
1 Wikipedia über die Ernährungspyramide
2 WHO 2020. Diabetes
3 WHO 2020. Obesity and overweight
Foto: Rafael Garcin @ Unsplash
Einige der Links auf meinen Internetseiten können sogenannte “Affiliate-Links” sein. Das heißt, wenn du auf solche Links klickst und den dort angebotenen Artikel kaufst, erhalte ich eine Affiliate-Provision. Für dich ergibt sich dadurch kein anderer Preis. Unabhängig davon empfehle ich nur Produkte oder Dienstleistungen, die ich persönlich kenne und glaube, dass sie meinen Lesern einen Mehrwert bieten. Ansonsten ist Genuss und Glück frei von Werbung.
Franziska hat sich auf die Bedürfnisse von Menschen mit Autoimmunerkrankung(en) spezialisiert. Dabei richtet sie ihr Handeln an der menschlichen Natur aus: jeder Schritt zu "mehr Mensch" ist ein Schritt in Richtung gesteigerter menschlicher Gesundheit. Das bedeutet auch, durch gesunde Ernährung und Lebensweise Krankheiten möglichst gar nicht erst zuzulassen. Franziskas Artikel liefern nicht nur Wissen sondern auch Rezeptideen, denn sie ist durch ihre eigene gesundheitliche Reise zu einer kreativen Köchin geworden.
Max meint
Hallo Franziska,
Dein Artikel ist wirklich super!
Ich bin auch der Meinung das die „moderne“ Ernährungsweise total ungesund ist und will mein Ernährungsplan umstellen.
Nun habe ich mich gefragt wie viel Kohlenhydrate, Proteine und Fette du persönlich isst und empfehlen würdest in %
Ich persönlich denke so:
>10% Kohlenhydrate
30-40% Fett
50-60% Protein
Liebe Grüsse
Franziska Mickley meint
Hallo Max,
toll, dass Du ausprobieren möchtest, wie es Dir mit einer gesünderen Ernährung geht. Du musst gar nicht so sehr auf die Makronährstoffe achten, wenn Du frische Lebensmittel wählst, die Saison haben und aus Deiner Region stammen.
Bei mir ist es mittlerweile etwa so (an einem idealen Tag):
– Kohlenhydrate < 10%
– Eiweiß 50-60%
– Fett etwa 30%
Aber ich wiege da nichts ab. Ich esse einfach nach Befinden. Wenn ich zu viel Fett esse, renne ich aufs Klo 😉
Liebe Grüße,
Franziska
Liebe Franziska,
könntest du vielleicht eine alternative Pyramide entwerfen? Da ich mich ovo-lakto-vegetarisch ernähre, fällt Fleisch bei mir weg.
Vielen Dank und herzliche Grüße
Steffi
Liebe Steffi,
vielen Dank für Deine Anregung! Das werde ich vielleicht mal in der Zukunft machen.
Komm’ doch in meine Facebook-Gruppe “Energiequelle für Hashimoto“, dort würde diese neue Pyramide als erstes zu sehen sein.
Viele Grüße,
Franziska
Hallo Franziska,
ein sehr lesenswerter Artikel. Vielen Dank!
Seit gut 10 Jahren habe ich dieser Ernährungspyramide den Rücken gekehrt. Mal abgesehen davon, dass die überschüssigen Kilos bei mir ohne großartige Anstrengung verschwanden, bin ich seitdem allgemein gesünder und fitter als je zuvor! Obwohl ich sehr fettreich esse, regelmäßig hochwertige tierische Produkte genieße und auf die “gesunden” Vollkornprodukte verzichte, was ja laut dieser Ernährungspyramide total ungesund ist, habe ich top Blutwerte!
Leider ist diese Ernährungspyramide immer noch Grundlage vieler Ernährungsberater oder auch Ernährungsprogramme in Reha-Kliniken und Arztpraxen.
Wieviel leichter könnten viele Menschen gesund werden und bleiben, wenn diese Pyramide überarbeitet und angepasst würde. Umso wichtiger, das Du mit dazu beiträgst, über solche Themen aufzuklären.
Liebe Grüße,
Simone
Liebe Simone,
vielen lieben Dank für Deinen Kommentar – wir rocken das zusammen!
Liebe Grüße,
Franziska