Das Vorhandensein von Magensäure ist ein wichtiger Hebel für unsere Gesundheit. Leider geht fehlende Magensäure oft mit einer Hashimoto-Thyreoiditis einher, auch wenn Du als Betroffene oft Sodbrennen hast und vielleicht erst einmal der Meinung bist, zu viel von diesem Lebenselixir zu haben. Zu viel oder zu wenig Magensäure, das ist hier die Frage.
Warum Du mit Hashimoto zu wenig Magensäure haben könntest
Durch die hashimoto-bedingte Verkleinerung der Schilddrüse ergibt sich sehr häufig eine Schilddrüsenunterfunktion, die durch einen “gebremsten” Stoffwechsel gekennzeichnet ist. Dieser wiederum kann dazu führen, dass Dein Körper weniger Magensäure bildet1 und dass diese nicht mehr in einer ausreichenden Menge zur Verfügung steht.
Die magensäure-produzierenden Zellen sind leider auch manchmal direkte Opfer von Attacken des Immunsystems. In diesem Fall spricht man von Autoimmun-Gastritis. Da Menschen mit Hashimoto oft ein höheres Risiko haben, eine weitere Autoimmunerkrankung zu entwickeln, könnte es sein, dass genau durch derartig fehlgeleitete Angriffe die Zellen zerstört werden, die normalerweise Magensäure produzieren.
Des weiteren kann eine Infektion mit H. pylori – ein Bakterium, das in unserem Magen siedeln und dort problematisch werden kann – dazu führen, dass Du zu wenig Magensäure bildest.2
Zu guter Letzt möchte ich hier auf keinen Fall vergessen, Medikamente zu erwähnen, die die Magensäureproduktion eindämmen. Viele Menschen nehmen derartige Medikamente ein, weil sie oder ihre Ärzte annehmen, dass zu viel Magensäure ein Problem darstellt.
Warum Sodbrennen kein Zeichen von zu viel Magensäure sein muss
Vielleicht hat Dich der letzte Abschnitt besonders angesprochen? Ich meine, in Deutschland leidet jeder dritte Erwachsene an Sodbrennen, zum Teil als chronische Belastung.3
Wer an Sodbrennen leidet, glaubt oft automatisch, sein Magen produziere zu viel Säure. In Wirklichkeit wird Sodbrennen jedoch durch ausreichend Magensäure verhindert. Diese Säure hilft nämlich dabei, die Nahrung gründlich zu verdauen. Ein säurearmer Magen muss sich sozusagen besonders stark “anstrengen”, um den Speisebrei möglichst effektiv mit der vorhandenen kleinen Säuremenge zu vermischen. Er braucht dazu viel mehr Zeit und auch heftige Mischbewegungen. Stell Dir dazu mal einen ordentlichen Mixer vor! Deine Nahrung ist also länger im Magen – und gärt dort vor sich hin – und wird kräftig bewegt. Dadurch ist es ziemlich wahrscheinlich, dass Teile Deiner nun angedauten Speisen zurück in die Speiseröhre gedrückt werden und dort ein brennendes Gefühl hinterlassen.
Um sicher zu stellen, ob Du tatsächlich zu viel oder zu wenig Magensäure hast, solltest Du Deinen Arzt oder Therapeuten konsultieren.
Probleme, die mit zu wenig Magensäure einhergehen, kannst Du mit etwas Zeit durch eine verbesserte Ernährung beheben.
Probleme, die mit zu wenig Magensäure zusammen hängen
Wenn Du wenig Magensäure hast, besteht ein erhöhtes Risiko für viele unerwünschte gesundheitliche Folgen:
- Parasiteninfektion aus der Nahrung – Magensäure hilft Dir, Deine Nahrung zu sterilisieren und potenzielle infektiöse Krankheitserreger abzutöten.
- Nahrungsmittelempfindlichkeiten – Wenn Du Eiweiß durch mangelnde Magensäure nicht aufspaltest, werden dadurch mit größerer Wahrscheinlichkeit Antigenreaktionen Deines Immunsystems ausgelöst. Diese können zu Nahrungsmittelempfindlichkeiten führen, insbesondere gegenüber Gluten und Milchprodukten.
- Bakterielle Überwucherung des Dünndarms – Ohne Magensäure, die sie in Schach hält, können Bakterien im Dünndarm auf schlecht verdauten Eiweißen wachsen und gedeihen.4
- Nährstoffmangel – insbesondere Eisen, Kalzium und B12.
Bei länger anhaltendem Magensäuremangel kann es zu einer Hypergastrinämie führen (gekennzeichnet durch die übermäßige Sekretion von Gastrin, einem anderen Verdauungsenzym, als Ausgleichsmechanismus aufgrund einer niedrigen Magensäure), was zu Tumoren bzw. Krebswachstum im Magen-Darm-Trakt führen kann.5
Zeichen für zu wenig Magensäure
Soweit ich weiß, ist eine verringerte Magensäure symptomatisch schwierig festzustellen. Außer, dass Dich unter Umständen Sodbrennen plagt und dass Du Dich nach dem Essen sehr voll und müde fühlst. Trotzdem ist Magensäuremangel bei Hashimoto sehr häufig.
Auch gibt es bestimmte Darmbakterien, die sich von Eiweiß ernähren. Treten diese Fäulnisbakterien verstärkt auf – eine Stuhlprobe kann da aufschlussreich sein – kann es bedeuten, dass zu wenig Magensäure dafür die Ursache ist.
Gemeinsam mit Deinem Therapeutenteam kannst Du der Sache auf den Grund gehen, insbesondere wenn Du trotz Schilddrüsenmedikamenten oft starke Müdigkeit verspürst oder auch Verdauungsprobleme wie Verstopfung und Durchfall regelmäßig auftreten, könntest Du Dich in Richtung Magensäuremangel untersuchen lassen.
Beispielsweise kannst Du über ein Labor bestimmen lassen, wie Dein Holo-Transcobalamin- (HTC) und Methylmalonsäure- (MMS) Status ist. Diese Tests geben Auskunft über die Menge an Vitamin B12, was Rückschlüsse auf die Magensäuremenge zulässt. Der Grund: zu wenig Magensäure führt unweigerlich zu einem Vitamin-B12-Mangel.
Was Du für Deine Magensäure tun kannst
Hast Du einen Magensäuremangel bei Dir festgestellt, können die folgenden Maßnahmen helfen, ihn dauerhaft zu beheben:
- Überprüfe Deine Medikamente, am besten zusammen mit Deinem Therapeutenteam. Welche von ihnen reduzieren den Magensäuregehalt oder bremsen die Säureproduktion und welche davon kannst Du – gegebenenfalls Schritt für Schritt – absetzen?
- Gewöhne Dir eine magensäurefreundliche Esskultur an: iss in Ruhe, kaue gründlich und betrachte Deine Mahlzeiten als Pausen in Deinem mitunter hektischen Alltag.
- Trinke keine großen Mengen während der Mahlzeiten, auch nicht, wenn es reines Wasser ist! Die erhöhte Flüssigkeitsmenge kann Deine Magensäure verdünnen und dadurch die Verdauung regelrecht “verwässern”. Trinke stattdessen über den Tag verteilt.
- Nimm eine kleine Menge leicht säurehaltige Getränke (zum Beispiel Wasser mit einem Spritzer Zitronensaft oder Apfelessig) zum Essen dazu.
- Probiere, säurehaltige Nahrungsmittel (zum Beispiel Fermentiertes wie Sauerkraut) zu Deinen Mahlzeiten hinzuzufügen.
- Lerne, generell mit Stress umzugehen, da dies die Magensäureproduktion beeinträchtigt.
- Vermeide Alkohol, da er ebenfalls eine hemmende Wirkung auf die Magensäure hat.
- Besprich mögliche Infektionen, die die Funktion Deines Magens beeinträchtigen könnten, mit Deinem Therapeutenteam.
Wenn die eben aufgeführten Maßnahmen nicht die gewünschte Besserung erwirken, kannst Du einen Schritt weiter gehen.
Nahrungsmittel, die Deine Magensäure ergänzen
Du kannst mithilfe bestimmter Nahrungsmittel die Säure in Deinem Magen unterstützen. Dazu eignet sich beispielsweise Apfelessig oder auch Zitronensaft.
Um diese Methode anzuwenden, nimmst Du ungefähr zehn oder fünfzehn Minuten vor einer Mahlzeit eine definierte Menge dieser Flüssigkeiten ein. Fange bei einem Esslöffel an und steigere die Menge nach ein paar Anwendungen auf zwei Esslöffel. Du kannst die sauren Säfte pur oder auch leicht verdünnt (mit einem bis drei Esslöffeln Wasser) einnehmen. In der Zeit bis zur Mahlzeit solltest Du nun nichts essen, sondern erst, wenn die zehn bis fünfzehn Minuten verstrichen sind.
Aber: Falls Du bereits unter schwerem gastroösophagealem Reflux gelitten hast, ist diese Methode nichts für Dich!
NahrungsERGÄNZUNGSmittel, die Deine Magensäure ergänzen
Du kannst quasi Magensäure auch in Tablettenform einnehmen. Dazu kann die Kombination von Betain-HCl und Pepsin hilfreich sein.
Hier wird zu Beginn jeder eiweißhaltigen Mahlzeit die Ergänzung eingenommen, entweder direkt bevor Du isst oder nach ein paar Bissen. Du beginnst mit einer Kapsel pro Mahlzeit. Dann erhöhst Du die Dosis bei jeder Mahlzeit um eine weitere Kapsel, bis Du Symptome von zu viel Säure zu spürst. Das kann zum Beispiel ein Aufstoßen, Brennen oder auch eine Erwärmung im Magenbereich sein. Genau jetzt weißt Du, dass Deine aktuelle Dosis der vorletzten Mahlzeit entspricht.
Hier noch einmal als Beispiel:
- Mahlzeit Nr. 1: Eine Kapsel zum Essen, keine spürbaren Symptome
- Mahlzeit Nr. 2: Zwei Kapseln zum Essen, keine spürbaren Symptome
- Mahlzeit Nr. 3: Drei Kapseln zum Essen, keine spürbaren Symptome
- Mahlzeit Nr. 4: Vier Kapseln zum Essen, Symptome spürbar
- Zieldosis: Drei Kapseln
Ich würde bei dieser Methode auch immer Rücksprache mit meinem Therapeutenteam halten. Die Betain-HCl-Kapseln mit Pepsin gibt es in verschiedenen Dosierungen. Dein Arzt oder Therapeut hilft Dir dabei, die richtige Dosis auszuwählen.
Durch diese Unterstützungsmaßnahmen erfährt Dein Körper wieder Entlastung und kann sich selbst weiter heilen. Es ist nicht unüblich, dass Du über die Zeit Deine Betain-HCl mit Pepsin-Dosierung weiter verringern kannst.
Was passiert, wenn Du wieder mehr Magensäure hast?
Sobald Du wieder ausreichend Magensäure hast – sei es nun mithilfe von Ergänzungen oder weil Deine körpereigene Produktion wieder intakt ist – , kannst Du Eiweiß wieder richtig verdauen. Das kann die folgenden Auswirkungen haben:
- Du spürst mehr Energie, denn Dein Körper muss möglicherweise nicht mehr so viel Energie für die Verdauung aufwenden.
- Die in den Eiweißen enthaltenen Aminosäuren (die kleinsten Bausteine von Eiweiß) werden bioverfügbar und helfen bei der Bildung von Neurotransmittern und Treibstoff für Deinen Körper.
- Du reagierst weniger empfindlich auf bestimmte Nahrungsmittel, da die Lebensmittelpartikel von der Magensäure in einzelne Aminosäuren zerlegt werden, bevor sie weiter in Deinen Darm gelangen.
- Du fühlst Dich nach dem Essen leichter und muss nicht immer weiter essen, denn Dein Körper hat alle Nährstoffe erhalten, die er braucht, in einer für ihn verwendbaren Form.
- Dein Sodbrennen wird weniger und verschwindet dauerhaft.
- Deine Ausstattung mit Eisen, Kalzium und Vitamin B12 wird besser.
Identifiziere Deine Auslöser für Gewichtszunahme und Müdigkeit mit meiner Hashimoto-Checkliste
Überlegst Du manchmal, woran es liegen könnte, dass Du Dich mit Hashimoto (oder seit Hashimoto?) häufig so müde fühlst und auch stetig an Gewicht zunimmst? Das kann ganz viel mit Deiner möglicherweise fehlenden Magensäure zu tun haben.
Weitere ganz übliche Auslöser habe ich in meiner gratis Hashimoto-Checkliste zusammen gestellt! Hier findest Du die fünf wichtigsten und alltäglichen Dinge, die bei Hashimoto einen Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden haben. Vielleicht erkennst Du darin ein paar Anregungen für Deine eigene Reise zu mehr Lebensfreude?
Schau auch unbedingt einmal in meiner Facebook-Gruppe “Know-How-Transfer über Nährstoffe, die ankommen” vorbei. Hier geht es darum, wie alle Nährstoffe erhältst, um endlich wieder die Energie zurück zu bekommen, die Du wahrscheinlich noch aus Deiner Kindheit kennst.
1 F. Rafsanjani, S. Asl, et al 2003. Effects of thyroid hormones on basal and stimulated gastric acid secretion due to histamine, carbachol and pentagastrin in rats.
2 A. Smolka, S. Backert 2012. How Helicobacter pylori infection controls gastric acid secretion.
3 Uwe Karstädt 2013. Die Säure des Lebens. 20
4 A. Patil 2014. Link between hypothyroidism and small intestinal bacterial overgrowth.
5 L. Orlando, L. Lenard, R. Orlando 2006. Chronic Hypergastrinemia: Causes and Consequences.
Foto: Lesley Davidson @ Unsplash
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Franziska hat sich auf die Bedürfnisse von Menschen mit Autoimmunerkrankung(en) spezialisiert. Dabei richtet sie ihr Handeln an der menschlichen Natur aus: jeder Schritt zu "mehr Mensch" ist ein Schritt in Richtung gesteigerter menschlicher Gesundheit. Das bedeutet auch, durch gesunde Ernährung und Lebensweise Krankheiten möglichst gar nicht erst zuzulassen. Franziskas Artikel liefern nicht nur Wissen sondern auch Rezeptideen, denn sie ist durch ihre eigene gesundheitliche Reise zu einer kreativen Köchin geworden.
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