Zu wenig Bewegung und Sport führt auf Dauer zu verschiedensten Problemen, einschließlich Übergewicht und Müdigkeit oder Energiemangel. Wusstest Du, dass das Gegenteil – also zu viel Sport – Dich auch müde und dick machen kann? Und was heißt eigentlich “zu viel Sport”?
Wir sind für ein Leben in Balance gemacht
Du weißt es vielleicht: mein Rezept für optimale Gesundheit und maximale Lebensfreude ist es, mich an der menschlichen Natur zu orientieren. Das ist das Erfolgsmittel für mich selbst und für meine Klienten (die meisten sind übrigens Frauen).
Den homo sapiens – unsere “Art” ist also meine Messlatte – gibt es schon viele hunderttausende von Jahren. Wir konnten diese ganze lange Zeit überleben, weil wir optimal an unsere Umgebung angepasst waren. Und diese Anpassungen tragen wir als moderne Menschen immer noch in uns. In diesem Artikel hatte ich dazu viele Hintergrundinformationen geliefert.
Im Prinzip sind wir für ein Leben in Balance gemacht. Das betrifft zum Beispiel den Schlaf-Wach-Rhythmus, Nahrungszufuhr und Fastenpausen genauso wie Ruhephasen, die sich mit bewegungsintensiven Phasen abwechseln.
Uns geht es nicht besonders gut, wenn wir nicht in diesem Gleichgewicht leben können. Außerhalb unserer Balance haben es Krankheiten – akute wie auch chronische – viel leichter, uns anzugreifen und uns das Steuer für unsere eigene Gesundheit aus der Hand zu nehmen.
Auf der anderen Seite befinden wir uns im sogenannten “Flow”, wenn unsere Fähigkeiten auch unseren Aufgaben entsprechen. Und umgekehrt. Der Flow ist so etwas, das wir vielleicht gar nicht kennen. Oder doch: aus unserer Jugend. Alles fühlte sich so leicht an und wir hatten allermeistens eine gute Zeit, obwohl wir sicher bestimmte Aufgaben erledigen sollten. Schmerzhafte Phasen gab es auch, aber sie machten nicht den Hauptteil unseres Lebens aus.
Ein kurzer Einblick in das sportliche Leben unserer Vorfahren
Schauen wir gemeinsam auf das Trainingsprogramm unserer Vorfahren aus der Steinzeit: ehrlich gesagt, hatten unsere Urahnen gar kein Trainingsprogramm. Sie lebten, um sich zu bewegen und bewegten sich, um zu leben. Es gab keinen Personal Trainer, keinen Gesundheits-Coach und keinen Trainingsplan, der sie täglich oder auch “nur” ein paar Mal pro Woche dazu anhielt, ein Fitness-Programm zu durchlaufen.
Sie gingen aber fast täglich auf Nahrungssuche, legten dabei mittlere Strecken zurück und waren somit fast den ganzen Tag in Bewegung. Vielleicht haben sie sich auch eine neue “Bleibe” gesucht oder bauten diese aus Ästen, Moos und anderen natürlichen Rohstoffen. Wir können also mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass wir Steinzeitmenschen den ganzen Tag in Aktion waren. Zugegeben, das war eine gemäßigte Bewegung, die wir heute bestimmt nicht als Sport bezeichnen würden.
Außerdem gehen wir davon aus, dass der homo sapiens damals ziemlich stark war. Wie sonst hätten die damaligen Frauen und Männer schwere Dinge heben können? Denn das war ebenfalls an der Tagesordnung, wenn auch nicht jeden einzelnen Tag… beispielsweise schleppten die Menschen das erlegte Großwild zur Feuerstelle oder trugen einen Baumstamm oder einen Felsbrocken zum Absichern einer Behausung. Oder noch einfacher: sie mussten damals vielfach ihr eigenes Körpergewicht tragen, beim Erklettern von Bäumen, Bergen oder Felsen. Vielleicht stimmst Du mit mir überein, wenn ich diese Komponente des steinzeitlichen Trainings-Programms gern mit dem Krafttraining aus unserer modernen Zeit vergleiche?
Der dritte Aspekt – neben gemäßigter Bewegung über den ganzen Tag hinweg und regelmäßigen Krafttrainings – waren in unserer Vorzeit regelrechte Sprint-Sessions. Ja, Sprints. Das Leben war nicht immer leicht: wenn man Hunger hatte, fehlte der Supermarkt und Beutetiere waren nicht eingezäunt. Man musste also auf die Jagd gehen. Während der Jagd war es hilfreich, mitunter sehr schnell rennen zu können, um Tiere zu erlegen. Auf der anderen Seite gab es auch Tiere, vor denen wir Steinzeitmenschen besser selbst im Sprint davonrannten, um nicht selbst zum Abendessen zu werden. Sprints gab es also im Rahmen der Jagd, einmal als Jäger, ein anderes Mal als Gejagter. Gab es das jeden Tag? Mit Sicherheit nicht! Aber es war nötig zum Leben.
Unser Bewegungsleben ist aus der Balance geraten
Wie sieht im Vergleich dazu unser modernen Bewegungs- und Sport-Alltag aus?
Wir müssen nicht mehr selbst jagen, denn wir können unsere Lebensmittel bequem im Supermarkt oder über das Internet erwerben. Dagegen haben wir eine indirekte Beziehung zum “Jagen und Sammeln”: durch unseren – meist sitzenden – Job verdienen wir das nötige Geld, um uns im Tausch dafür wieder die Ernährung zu sichern.
Unser Alltag sieht oft so aus, dass wir uns morgens aus dem Bett quälen, an den Frühstückstisch setzen und ein vorbereitetes Frühstück (Brot, Brötchen, Müsli, was auch immer) zu uns nehmen. Danach setzen wir uns nicht selten in unser Auto, um eine beliebige Strecke sitzend zurück zu legen, sodass wir am Arbeitsplatz ankommen. Unser Arbeitsplatz ist in den allermeisten Fällen ein Schreibtisch mit Computer und Monitor und die Erledigung unserer Arbeit erfordert “Köpfchen” aber nicht unbedingt auch einen beschleunigten Herzschlag. In der Mittagspause bewegen wir uns etwas, nämlich zur Kantine. Dort sitzen wir uns genießen das Essen sowie das Gespräch mit unseren lieben Kollegen. Nach weiteren Stunden der Arbeit gehen wir schnell zum Auto und fahren zum Fitness-Studio.
Immerhin haben wir ein schlechtes Gewissen, den ganzen Tag uns noch nicht ausreichend bewegt zu haben. Deswegen kommen wir jetzt so richtig ins Schwitzen, zum Beispiel beim Spinning oder Crossfit-Training. Das halten wir eine Stunde durch, setzen uns wieder ins Auto, um zu Hause auf dem Sofa den Abend ausklingen zu lassen.
Behalte bitte im Hinterkopf, dass wir genetisch immer noch Steinzeitmenschen sind. Die Methode, den ganzen Tag quasi keine Bewegung zu haben und eine oder zwei Stunden pro Tag intensiv zu trainieren, ist komplett gegen unser Design. Der Grund: es fehlt im Prinzip die Ausgewogenheit und das Ausschöpfen des gesamten Bewegungsspektrums.
Warum zu viel Sport wirklich zu viel ist
Und jetzt kommt’s: im oben beschriebenen Muster-Ablauf eines modernen Menschen-Tags handelt es sich auf jeden Fall im zu viel Sport. Aber wie kann das sein? Schließlich ist doch eine Stunde Sport am Tag gegen acht Stunden sitzende Tätigkeit ziemlich wenig, oder?
Wenn wir den Blick auf den gesamten Menschen richten, dann finden wir die Lösung. Denn die beiden Extreme – keine Tätigkeit und dann intensivster Sport in einer täglichen Stunde – gehören nicht in unsere menschliche “Bedienungsanleitung”.
Schauen wir in diesem Beitrag auf die Sportkomponente. Um Muskeln aufzubauen, muss ich einen starken Reiz ausüben. Dieser Reiz – so er denn einen Effekt haben soll – sollte dabei durchaus über Deine Komfortzone hinaus gehen. Der Körper registriert dies und bereitet sich nach dem Training auf den nächsten derartigen Reiz vor. Das bedeutet, dass Du am besten Deinem Körper die notwendige Zeit gibst, sich anzupassen. Zum Beispiel durch Muskelwachstum.
Im Grunde ist Sport in diesem Sinne ein Stressor für unser System. Erinnerst Du Dich noch an meinen Artikel über den Zusammenhang zwischen Hashimoto und Stress? Dort ging es darum, wie chronischer Stress der Gesundheit schadet. Wenn wir heute “Gesundheits-Sport” diskutieren, ist mir diese Unterscheidung sehr wichtig.
Ein gesunder Stressor ist immer noch ein Stressor. Aber er liefert eben nicht die chronische Komponente und dadurch führt er zu einer gewollten Anpassungsreaktion unseres Körpers: wir werden mithilfe dieses Stressors stärker.
Ein chronisches Trainingsmuster verlangt zu häufig zu intensives und zu lang andauerndes Trainieren, ohne die notwendigen Erholungspausen anzubieten. Dadurch werden Muskeln nicht auf- sondern auf längere Sicht abgebaut. Die chronische Anforderung von Cortisol (die ganz normal bei Stress ist) führt sogar dazu, dass solche Sportler nicht abnehmen können und oftmals sogar an Fett zunehmen. Manche haben obendrein prädiabetische Blutwerte – einerseits ein Zeichen unpassender Ernährung und andererseits begünstigt durch ein chronisches Trainingsmuster.
Genieße Deinen Sport und Deine Sportpausen
In unserer modernen Welt haben wir oft eine verschobene Vorstellung einer gesunden Bewegungsweise und eines gesunden Sportpensums. Wenn wir uns wieder mehr an unserer eigenen – menschlichen – Natur orientieren, haben wir die Chance, ein großes Stück Wohlbefinden zurück zu erlangen.
Nimm’ nicht den Sport dafür, Deine verzehrten Nahrungsmittel “wegzutrainieren”. Nimm ihn vielmehr dazu, stärker zu werden. Trainiere intelligent:
- Bewege Dich moderat über den ganzen Tag verteilt und vermeide lange Phasen der Untätigkeit. Suche immer wieder Bewegungspausen, gerade wenn Du eine sitzende Tätigkeit ausübst.
- Trainiere hart, intensiv, aber halte es kurz. Krafttraining, zum Beispiel mit dem eigenen Körpergewicht kannst Du zwei oder maximal dreimal pro Woche durchführen. Eine halbe Stunde reicht dabei.
- Nutze die gewonnene Zeit zum Entspannen. Wie wäre es mit einem gemütlichen Spaziergang nach dem Abendessen?
- Dich reizen Sprint-Trainings? Nur zu! Gehe sie an, wenn Du Dich maximal energiegeladen fühlst. Vielleicht alle sieben bis zehn Tage? Wenn Dir die Energie fehlt, verschiebe die Session getrost auf die nächste Gelegenheit.
- Achte bei allen Bewegungen und Sportübungen auf Deinen Körper. Hole Dir Hilfe, wenn es bei natürlichen Bewegungen schmerzt.
So wirst Du auch im Bereich Sport und Bewegung die Expertin und der Experte für Dich selbst. Kein Gesundheits-Coach, kein Personal Trainer und kein Trainings-Plan kann Dir wirklich genau sagen, wie intensiv Du trainieren kannst. Höre auf Dein Körpergefühl und Deine Intuition!
Beobachte Dich selbst, wie Du langsam aber sicher stärker wirst – obwohl oder gerade weil Du Dir mehr Pausen gönnst.
Finde Deine Auslöser mit meiner Hashimoto-Checkliste
Zu viel Sport bedeutet chronischen Stress für Deinen Körper. Und dieser Faktor ist doch wirklich leicht in den Griff zu bekommen, oder? Ich hoffe, ich konnte Dir die Bedeutung eines falschen Trainingsmusters für Deine Gesundheit verständlich machen.
Wirst Du Deine Trainings-Einheiten nun ändern? Ich bin gespannt! Schreib’ mir doch mal darüber!
Möchtest Du mehr darüber erfahren, welche Aspekte Dich bei Hashimoto müde machen und zu einer unerwünschten Gewichtszunahme führen können? Dann ist meine gratis Hashimoto-Checkliste das Richtige für Dich! Hier habe ich die fünf wichtigsten und alltäglichen Dinge beschrieben, die bei Hashimoto einen Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden haben, inklusive zu viel Sport. Vielleicht erkennst Du darin ein paar Anregungen für Deine eigene Reise zu mehr Lebensfreude?
Foto: bruce mars @ Unsplash
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Franziska hat sich auf die Bedürfnisse von Menschen mit Autoimmunerkrankung(en) spezialisiert. Dabei richtet sie ihr Handeln an der menschlichen Natur aus: jeder Schritt zu "mehr Mensch" ist ein Schritt in Richtung gesteigerter menschlicher Gesundheit. Das bedeutet auch, durch gesunde Ernährung und Lebensweise Krankheiten möglichst gar nicht erst zuzulassen. Franziskas Artikel liefern nicht nur Wissen sondern auch Rezeptideen, denn sie ist durch ihre eigene gesundheitliche Reise zu einer kreativen Köchin geworden.
[…] Mache Sport, denn durch das wiederholte Bewegen Deiner Muskeln wird eine Möglichkeit eröffnet, den Blutzucker ohne Insulin in die Zellen zu transportieren. Auf Englisch heißt dieses Phänomen NIMGU (non-insulin mediated glucose uptake).6 Aber: Übertreibe es beim Sport bitte nicht. […]