Eines der wichtigsten Themen rund um Hashimoto ist Stress. Denn wenn Du Deine Hashimoto in Richtung mehr Wohlbefinden regulieren (oder die Erkrankung vermeiden) möchtest, spielt Stress eine große Rolle. Für Deine Schilddrüsengesundheit und für Deinen gesamten Körper.
Stress ist gar nicht ungesund
Stress gehört zu unserem Leben: Du kümmerst Dich um die Kinder, schmeißt den Haushalt mit Wäsche, Abwaschen, Kochen, Einkaufen, Putzen und gehst auch noch Arbeiten. Dort gibt es zeitkritische Projekte, ungedultige und anspruchsvolle Kunden. Und dann bist da auch noch Du mit Deinem Sinn nach Perfektionismus, es allen recht zu machen, nur nicht Dir selbst.
Im Grunde kennen wir Menschen Stress nur allzu gut und zwar schon seit es unsere Art gibt. Denn wir homo sapiens hatten Feinde, vor denen wir uns in Acht nehmen wollten – denk’ mal an verschiedenste Raubtiere und unsere relativ ungeschützte Lebensweise. Da half es oft nur, schnell genug wegrennen zu können, hoffentlich.
Für derart stressige Situationen hat unser Körper bestimmte Mechanismen entwickelt, zum Beispiel den Kampf-oder-Flucht-Modus. Hier werden diverse Hormone ausgeschüttet, die uns helfen, wach zu bleiben und die maximale Energie in unserem Körper zu aktivieren, um der Situation zu entkommen, oder aus ihr als Sieger hervor zu gehen.
Wir erhalten in stressigen Situationen unter anderem Energie, indem wir sie in akut nicht so wichtigen Bereichen einsparen. So wird beispielsweise bei Stress die Verdauung gedrosselt und auch der Sexualdrang.
Mithilfe diese Reaktionen konnten wir hunderttausende von Jahren überleben, uns weiter entwickeln und unsere Art an der Spitze der Nahrungskette positionieren. Die gerade kurz beschriebenen Stresseffekte gehören also zu uns und sind auch gar nicht ungesund. Sonst wären wir vielleicht schon länger nicht mehr auf der Weltbühne.
Wenn Stress ungesund ist
Die Wahrheit ist, dass Stress bei vielen, vielen Menschen sehr häufig auftritt. Jeden Tag. Mehrmals am Tag. Oder den ganzen Tag über. Montagmorgens geht es los: die Kinder müssen auf den Weg gebracht werden, es gibt “noch schnell” etwas zu organisieren und dann fängt die Arbeit an. Puh, schon wieder zu spät! Du kannst nun im Büro (oder im Home Office) die ganze Woche durch-powern und hältst Dein Stressniveau schön weit oben…
Das war allerdings nie so vorgesehen. Das bedeutet, unser Körper hat bis jetzt noch keine Antwort, wie er mit dauerhaftem Stress umgehen kann. Bestimmte Funktionen nutzen sich sozusagen ab.
So entstehen durch chronischen Stress unter anderem chronische Entzündungen, die Dein Körpergewebe schädigen. Hier spielt aus meiner Sicht die Genetik eine nicht zu vernachlässigende Rolle: sie bestimmt maßgeblich, welcher Bereich unseres Organismus am “empfindlichsten” ist. Für Hashimoto-Betroffene mag das beispielsweise die Schilddrüse sein.
Weiter oben hatte ich es schon angedeutet: Stress hat erheblichen Einfluss auf unsere Verdauung. In diesem Zusammenhang sendet das Gehirn über den Vagusnerv in unserem Körper Signale, die unter anderem dem Darm zeigen, wie die Verdauung gerade laufen soll: Der Vagusnerv hilft so dabei, die unterschiedlichen Verdauungssäfte bereit zu stellen. Diese sind für eine funktionierende Nährstoffaufnahme unerlässlich. Zudem regt der Vagusnerv die Darmbewegungen an. Unter Stress sendet dieser wichtige Nerv eher das Signal, die Verdauung zu drosseln.
Wissenschaftler sind sich einig: der allergrößte Teil unseres Immunsystems befindet sich im Darm. Diese Erkenntnis ist wichtig für Menschen mit Hashimoto und anderen Autoimmunerkrankungen. Denn das Wort Autoimmunerkrankung hilft uns zu verstehen, dass Stress hier ein großer Einflussfaktor sein kann: Stress beeinflusst die Verdauung. Der Darm ist ein wesentlicher Teil der Verdauung. Im Darm befindet sich der größte Teil unseres Immunsystems.
Chronische Entzündungen durch chronischen Stress
Chronischer Stress bedeutet, dass es eine andauernde Anforderung unseres Körpers gibt, das Stresshormon Cortisol zu produzieren. Dadurch steigt der Spiegel dieses Hormons immer weiter. Leider wird Cortisol im Laufe der Zeit immer weniger wirksam. Das heißt, Entzündungen können hiermit immer weniger reguliert werden.
Auch Immunzellen werden werden unempfindlich gegenüber Cortisol. Das stört das Immunsystem und begünstigt außer Kontrolle geratene Entzündungen. Dauerhafte Entzündungen schwächen die Abwehrkräfte Deines Körpers und erhöhen somit die Anfälligkeit für Erkältungen, Grippe, chronische Krankheiten und auch Nahrungsmittelallergien.
Ein fehlgeleitetes Immunsystem durch chronischen Stress?
Die Gesundheit des Magen-Darm-Systems leidet durch die ständige Stimulation der Stressreaktion im Körper. Wie kann ich mit einer gesunden Verdauung rechnen, wenn ich meinem System nicht die Gelegenheit dazu gebe, in Ruhe zu arbeiten?
Wenn durch den Dauerstress der Darm nicht mehr richtig funktioniert, ist das ein erheblicher Risikofaktor für die Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto.
Die amerikanische Ärztin und Spezialistin für Autoimmunerkrankungen, Dr. Sarah Ballantyne, schreibt, dass Stress die Durchlässigkeit der Damwand verursacht.1 Über eine krankhafte Durchlässigkeit des Darms und den Zusammenhang mit Hashimoto habe ich in diesem Leaky-Gut-Beitrag geschrieben.
Wenn die Darmwand übermäßig durchlässig ist, trägt dies maßgeblich dazu bei, dass Entzündungen weiter bestehen bleiben. Denn es gelangen immer wieder Dinge in unseren Organismus, die das Entzündungsfeuer am Brennen halten.
Wie anfangen gegen chronischen Stress?
Für jeden Menschen sind andere Dinge stressig: hast Du schon einmal über das Fernsehen zugeschaut, wie todesmutige junge Männer Muscheln von Klippen sammeln? Die besten Muscheln gibt es in der tobendsten Brandung.
Selbst derartige Tätigkeiten auszuüben, wäre mich ein Stressauslöser ohne Gleichen. Für die betroffenen Menschen ist es vielleicht eine Alltagsaufgabe.
Ich habe einige Bekannte, die viel Geld dafür bezahlen, dass jemand anderes ihre Steuererklärung macht. Und andere wiederum, die das gerne – völlig relaxt – übernehmen.
Das bedeutet: die äußeren Auslöser sind nicht verantwortlich dafür, ob wir innerlich Stress haben. Es ist vielmehr unsere eigene Reaktion darauf, unsere Art, damit umzugehen. Lies diesen Abschnitt bitte noch einmal!
Ich glaube zutiefst, dass die Erkenntnis, welchen immensen Einfluss Stress auf unser Leben und unsere Lebensfreude hat, der allererste und allerwichtigste Schritt ist, um einen gesunden Umgang mit Stress zu erlernen. Du wirst nur etwas ändern können, wenn Dein Kopf das alles versteht.
Stecke nicht Deine Energie in das Wegreden des Themas, sondern kümmere Dich um Deine Haltung. Fang an!
Du könntest beispielsweise Dich selbst beobachten und feststellen, wann Du in Deinem Leben gestresst bist. Das ist die Voraussetzung dafür, an Deiner eigenen Reaktion auf die verschiedenen Auslöser zu arbeiten.
Finde Deine Auslöser mit meiner Hashimoto-Checkliste
Stress und der entsprechende Ausgleich ist ein überaus wichtiger Einflussfaktor, um mit Hashimoto zu mehr Wohlbefinden zu kommen, oder auch um Hashimoto zu vermeiden. Ich hoffe, ich konnte Dir die Bedeutung von Stress für Deine Gesundheit verständlich machen.
Welche Maßnahmen nimmst Du Dir nun vor, um den Gegenpol zum Stress in Deinem Leben auszubauen?
Möchtest Du mehr darüber erfahren, welche Aspekte Dich bei Hashimoto müde machen und zu einer unerwünschten Gewichtszunahme führen können? Dann ist meine gratis Hashimoto-Checkliste das Richtige für Dich! Hier habe ich die fünf wichtigsten und alltäglichen Dinge beschrieben, die bei Hashimoto einen Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden haben, inklusive Stress. Vielleicht erkennst Du darin ein paar Anregungen für Deine eigene Reise zu mehr Lebensfreude?
1 Dr. S. Ballantyne 2016. Die Paläo-Therapie: Stoppen Sie Autoimmunerkrankungen mit der richtigen Ernährung und werden Sie wieder gesund. 147
Foto: Sydney Sims @ Unsplash
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Franziska hat sich auf die Bedürfnisse von Menschen mit Autoimmunerkrankung(en) spezialisiert. Dabei richtet sie ihr Handeln an der menschlichen Natur aus: jeder Schritt zu "mehr Mensch" ist ein Schritt in Richtung gesteigerter menschlicher Gesundheit. Das bedeutet auch, durch gesunde Ernährung und Lebensweise Krankheiten möglichst gar nicht erst zuzulassen. Franziskas Artikel liefern nicht nur Wissen sondern auch Rezeptideen, denn sie ist durch ihre eigene gesundheitliche Reise zu einer kreativen Köchin geworden.
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